Deutschlandweit existiert eine kaum überschaubare Vielzahl von Angeboten und Anbietern zur Altersvorsorge. Allein für die betriebliche Altersvorsorge gibt es über 10.000 Vorsorgeeinrichtungen1. Eine langfristige Entscheidung zu treffen, welche Altersvorsorgeprodukte für die eigene Lebenssituation passen, ist nicht einfach.
Die Bundesregierung hat deshalb im Koalitionsvertrag festgehalten, eine „säulenübergreifende Altersvorsorgeinformation“, eine digitale Informationsplattform einzuführen. Ziel soll es sein, den Bürgerinnen und Bürgern einen Gesamtüberblick über ihre in Deutschland erwirtschaftete Altersvorsorge zu verschaffen, und das säulenübergreifend. Über einen Online-Zugang können sie die geschätzte Höhe der zu erwartenden Alterseinkünfte aus der privaten, betrieblichen und gesetzlichen Altersvorsorge erhalten. Die Bereitstellung der Daten auf der Informationsplattform soll durch die jeweiligen Vorsorgeeinrichtungen erfolgen. Die Daten können dann von der Bürgerin oder dem Bürger individuell abgerufen werden.
Bis das Rentenportal einsatzfähig ist, sind noch wichtige Antworten zur technischen und datenschutzrechtlichen Umsetzung zu erarbeiten.
Die VBL ist in die Facharbeitsgruppe „Trägerübergreifende Vorsorgeinformation“ (TüVI) unter dem Dach der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und Gestaltung (GVG) eingebunden. Die Arbeit der Expertinnen und Experten hat zum Ziel, Empfehlungen an die Politik zu geben, zu Schnittstellentechnologien für den sicheren Datenaustausch sowie IT-Architektur und -Infrastruktur.
Denn die Technik im Hintergrund des Rentenportals ist elementar. Es muss gelingen, die Rentenansprüche nachzuverfolgen und zusammenzuführen, das sogenannte Rententracking. Für die verschiedensten Altersvorsorgeanbieter ist eine sichere digitale Schnittstelle wichtig, über die sie ihre Daten für die digitale Altersvorsorgeinformation den Bürgerinnen und Bürgern bereitstellen können.
Weiterhin erstellte die Facharbeitsgruppe „TüVi“ Profile verschiedener fiktiver Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Diese bildeten die Grundlage für einen Prototyp des Rentenportals, dem „Rentencheck“. Ein Projektteam, unter Beteiligung mehrerer Versorgungseinrichtungen, entwickelte diesen Prototyp und präsentierte ihn im November 2019 der Fachwelt und den zuständigen Ministerien.
Außerhalb dieser Facharbeitsgruppe beteiligt sich die VBL noch an weiteren Arbeitsgruppen und Projekten, mit dem Ziel ein säulenübergreifendes Renteninformationssystem aufzubauen, national und international. Bereits 2011 hat die VBL einen Service auf der Webseite www.FindyourPension.eu aufgebaut, der mobile Forschungskräfte im Umgang mit ihren verschiedenen internationalen Rentenansprüchen unterstützt. Ihre Expertise und Erfahrung konnte und kann die VBL außerdem in das EU-Projekt zur Entwicklung eines Europäischen Trackingdienstes für Renten, den „European Tracking Service on Pensions“ (ETS) einbringen. Beschäftigte sollen durch diesen geplanten Trackingdienst einen Überblick über die Gesamtrentenansprüche erhalten, die sie während der beruflichen Laufbahn in verschiedenen EU-Ländern und Pensionssystemen erwerben. Die VBL ist Partnerin des Projekts und hat den Vorsitz im Lenkungsausschuss. Es liegt daher nahe, sich ebenfalls für eine digitale säulenübergreifende Altersvorsorgeinformation auf nationaler Ebene zu engagieren und Impulse zu setzen. Denn zukünftig könnte das digitale deutsche Renteninformationssystem auch Teil des europäischen Trackingservices sein.
1 Quelle: BMAS, Forschungsbericht 527 „Konzeptionelle Grundlagen für eine säulenübergreifende Altersvorsorgeinformation“