Generation 60+ und das deutsche Rentensystem.

Wie sind die deutschen Rentnerinnen und Rentner finanziell abgesichert? Wann geht man hierzulande in Rente? Wie bereiten sich die Seniorinnen und Senioren auf die Rente vor?

Welche Rolle spielt die betriebliche Altersvorsorge? In der Artikelreihe über die Generation 60+ werfen wir einen Blick auf das deutsche Rentensystem.

Geld macht sicher. Vorsorge auch.

Die aktuelle Generation 60+ ist gut abgesichert. Über die Hälfte der 18,13 Millionen Rentnerinnen und Rentner hat ein großes finanzielles Polster aus gesetzlicher Rente, betrieblichen und privaten Rücklagen – das beruhigt und gibt die Freiheit, Wünsche auszuleben. 62 Prozent der 65- bis 85-Jährigen schätzen ihre wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut ein.1

 Ältere Ehepaare können laut Alterssicherungsbericht der Bundesregierung auf ein Haushaltsnettoeinkommen von 2.543 Euro zurückgreifen; das von alleinstehenden Männern liegt bei 1.614 Euro, während alleinstehende Frauen auf 1.420 Euro kommen.2 Von den heutigen Rentnerinnen und Rentnern erhält knapp die Hälfte eine zusätzliche betriebliche Altersvorsorge. Bei der VBL als größter betrieblicher Vorsorgeeinrichtung im öffentlichen Dienst sind das momentan 1,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner.

Sehr hohe Kaufkraft.

„Oh, ich kauf‘ mir was, kaufen macht so viel Spaß, ich könnte ständig kaufen gehen, kaufen ist wunderschön...“, singt Herbert Grönemeyer und dieser Song könnte eigens für die heute über 65-Jährigen geschrieben worden sein. Denn jeder dritte ausgegebene Euro in Deutschland stammt von ihnen.3 Nur in Frankreich, Österreich und vor allem Luxemburg können sich Menschen ab 65 Jahren noch mehr leisten.4 Bei den Neuanschaffungen dominieren bei den Älteren Ausgaben, die die Mobilität unterstützen. So besitzen 32 Prozent der jüngeren Haushalte in Deutschland Neuwagen – in den Seniorenhaushalten sind es dagegen 42 Prozent.4

Lange gut versorgt – mit dem Dreisäulenmodell.

In Deutschland setzt man bei der Rente traditionell auf das Dreisäulenmodell. Die erste Säule ist die gesetzliche Rente, die auf dem Umlageverfahren basiert. Die zweite Säule ist die betriebliche Altersvorsorge (bAV), für die ein Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geschlossen wird. Der Staat fördert die bAV durch Steuerentlastung oder Zuschüsse. Drittens gibt es die private Vorsorge. Hier kann selbstständig Kapital für die Rente angespart werden: zum Beispiel mit der Riester-Rente, Rürup-Rente, einer Lebensversicherung oder Immobilien.

80 Prozent der Befragten einer Deloitte-Studie5 gaben an, zusätzlich privat vorzusorgen:

  • 39 Prozent haben ein Sparbuch oder Festgeldkonto
  • 33 Prozent haben eine selbstgenutzte Immobilie
  • 27 Prozent haben einen Riestervertrag
  • 19 Prozent setzen auf Aktien oder Fonds
  • 5 Prozent haben Anleihen

Die meisten gehen schon mit 64,1 Jahren in Rente. Danach haben sie statistisch gesehen noch circa 20 Jahre Lebenszeit vor sich. Anfang der 60er-Jahre waren es nur 9,6 Jahre bei den Männern und ein Jahr länger bei den Frauen.6 Eine längere Lebenserwartung bedeutet im Umkehrschluss auch eine längere Rentenbezugszeit. Das ist ein Kraftakt für die gesetzliche Rente, denn heute finanzieren 100 Personen etwa 35 Menschen im Rentenalter – im Jahr 2045 wird das Verhältnis 100 zu 55 betragen.7 Für den Staat gilt bereits jetzt: Je später die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen, desto besser ist das für die Sozialsysteme. Das Eintrittsalter für die gesetzliche Rente wird bereits seit 2012 schrittweise von 65 auf 67 Jahre erhöht.

Alles drin. Von der Grundsicherung bis zur betrieblichen Vorsorge.

Doch was ist, wenn die Rente oder das angesparte Vermögen nicht für den Lebensunterhalt reicht? 2016 erhielten 525.595 Rentnerinnen und Rentner eine Grundsicherung – das ist eine staatliche Sozialleistung, die im Alter und bei Erwerbsminderung gezahlt wird, um den Lebensunterhalt zu sichern. Davon sind insbesondere Frauen und Geringverdiener betroffen.8

Mit Blick auf die Zukunft betont das Ministerium für Arbeit und Soziales, „dass das Versorgungsniveau ohne zusätzliche Altersvorsorge in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen wird. Hier liegt insbesondere für Geringverdienende ein erhebliches Risiko. Wird in diesem Einkommensbereich nicht für das Alter vorgesorgt, steigt das Risiko der Bedürftigkeit im Alter stark an.“9

 
Download: VBL-Geschäftsbericht 2017, PDF, 6 MB

 

Quellen:
1 Generali Altersstudie 2017.
2 Alterssicherungsbericht der Bundesregierung, 2016.
3 GDV Die deutschen Versicherer, 13.06.2017.
4 Statistisches Bundesamt, Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2016.
5 DOSB, Bestandserhebung, 2017 5 Studie Deloitte, „bAV zwischen Wunsch und Wirklichkeit“.
6 Deutsche Rentenversicherung, Durchschnittliche Rentenbezugsdauer 1960–2012, 2014.
7 statista, Rente wegen Alters, 2016.
8 Pressemitteilung statistisches Bundesamt, 12.04.2017.
9 Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2017.