Haben Sie auch schon mal über eine Auszeit nachgedacht? Ein so genanntes Sabbatical, bei dem mit dem Arbeitgeber eine 3- bis 12-monatige Pause vom Beruf vereinbart wird, um beispielsweise eine Weltreise zu machen, ins Kloster zu gehen oder einfach unbegrenzt Zeit zu haben.
Laut Umfrage des Karrierenetzwerks Xing hat jede/jeder 10. Deutsche bereits ein kürzeres oder längeres Sabbatical genommen und 21 Prozent wären interessiert an einem solchen Modell. 68 Prozent der Deutschen wünschen sich dagegen überhaupt keine mehrmonatige Auszeit vom Job. Doch wofür wird eine solche Auszeit wirklich genutzt? Über 50 Prozent verwenden die Auszeit für eine geistige Erholung, 42 Prozent für Fernreisen, aber 12 Prozent nutzen die Zeit, um Angehörige zu pflegen oder für die Kinder da zu sein. Auch in der VBL gab es bereits einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eine Auszeit vom Job genommen haben.
Für die Unternehmen bedeutet ein Sabbatical sehr viel Vorausplanung und Aufwand.1 In Deutschland ist ein Sabbatical noch eine große Ausnahme und bei den meisten Unternehmen nicht vorgesehen, meint die Autorin Elke Pohl. „Daher ist für die Vorbereitung viel Eigeninitiative erforderlich.“2
Viel besser als bis zur Erschöpfung zu arbeiten und sich dann eine lange Nichtarbeitszeit zu wünschen, wäre es, dosiert kleine Auszeiten zu nehmen. So formuliert es auch der Schweizer Autor Rolf Dobelli: „Die Auszeit, Freizeit, Denkzeit muss in jeder Woche vorhanden sein, sie sollte integrierter Bestandteil des ganz normalen Arbeitslebens sein.“3
Gut zu wissen: Die Juristin Dr. Kathrin Kruse betont, dass das deutsche Arbeitsrecht grundsätzlich keinen Anspruch auf ein Sabbatical kennt. Selbst das Teilzeit- und Befristungsgesetz sieht nur eine Reduzierung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit vor, nicht jedoch eine phasenweise Reduzierung der Arbeitszeit auf null.4 Im Bereich des öffentlichen Dienstes gibt es dagegen Sonderregelungen zur Vereinbarung eines Sabbatjahres.
Übrigens wurde das Sabbatical ursprünglich für US-amerikanische Professorinnen und Professoren entwickelt, damit sie sich ganz ihren Forschungen widmen konnten. Erst in den letzten Jahren wurde das Konzept auch für die Wirtschaft entdeckt.
Eine komplett andere Auszeit ist die gesetzlich geregelte Elternzeit, die von Frauen und Männern in Anspruch genommen werden kann. Doch die aktuelle DIW-Studie zeigt, bei den frischgebackenen Eltern gehen Frauen weiterhin deutlich häufiger und länger in Elternzeit als Männer. Nur vier von zehn Vätern beantragen Elternzeit und die meisten von ihnen bleiben lediglich 2 Monate zu Hause (das Minimum, um den Bezugszeitraum von 12 auf 14 Monate zu verlängern).
Sie setzen damit deutlich kürzer im Job aus als Mütter. Begründet wird das mit finanziellen Einbußen: Bei vielen Familien ist „kein Spielraum“ zwei Monate oder länger auf bis zu 35 Prozent des väterlichen Einkommens zu verzichten. Dazu kommt die Sorge vor beruflichen Nachteilen. Diese sind aber kein rein männliches Problem – so zeigt die Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie, dass Frauen in der Privatwirtschaft nach 12 Monaten Elternzeit deutlich schlechter verdienen als ihre Kolleginnen ohne Kinder ... im Schnitt 10 Prozent.5
Download: VBL-Geschäftsbericht 2019, PDF, 7 MB
Quellen:
1 Statista, Sabbatical, Einfach mal Pause machen, 2017.
2 jobware.de, Auszeit richtig vorbereiten, 2020.
3 wiwo.de, Wie Sie auch im digitalen Zeitalter in Ruhe arbeiten, 2017.
4 arbeitsrechte.de, Sabbatjahr: Eine Auszeit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, 2020.
5 Spiegel Job & Karriere, Warum Väter weniger Elternzeit nehmen als Mütter, 2019.